Kürzlich las ich, dass sich Personaler immer mehr darüber beschweren, dass Bewerber bei ihren Lebensläufen schummeln. Lücken würden gekonnt vertuscht werden und bei genauerem Nachfragen stelle sich dann heraus, dass der Bewerber geflunkert habe.
Wahrheit versus Realität
Nun gut, zu schummeln ist nicht in Ordnung, schließlich soll der Lebenslauf eine Eintrittskarte in ein Unternehmen sein und wer möchte schon sein Arbeitsverhältnis auf einer Lüge aufbauen?
Andererseits frage ich mich jedoch, wie Personaler denn damit umgehen, wenn die Bewerber wirklich die Wahrheit über ihre Lücken kundtun?
Nach dem Abi 1,5 Jahre 2 verschiedene Studiengänge angefangen, dann abgebrochen und nun Lust an einer Ausbildung?
Längere Zeit krank gewesen?
Nach dem Schulabschluss total orientierungslos gewesen und daher erst mal 1 Jahr gar nichts (vermeintlich Wichtiges) getan?
Das Problem ist, dass viele Personaler meinen, sie könnten aus Lücken im Lebenslauf ableiten, mit welcher Art von Persönlichkeit sie es zu tun hätten um dann auf Basis dieses „Wissens“ ihre Personalentscheidung zu treffen.
Angst vor weniger Einfluss?
Dabei hat eine Studie der Hochschule Osnabrück aus dem Jahr 2014 ergeben, dass nur wenige Persönlichkeitsmerkmale mit Lücken im Lebenslauf erklärt werden können.
Das heißt, dass viele Personaler nach wie vor ihre Entscheidungen für einen Bewerber eher aus dem Bauch heraus treffen, als sich ein strukturiertes Bild zu verschaffen und vielleicht auch die Wissenschaft einmal zu Wort kommen zu lassen.
Fest steht: Wer strukturierter mit dem Thema „Lücken im Lebenslauf“ umgeht, diese bei dem Bewerber hinterfragt und nach Gründen forscht, hat die Chance, einen Bewerber abseits der hochoptimierten durchgestylten Lebensläufe kennen zu lernen. Er erfährt unter Umständen, wie Bewerber ihre Entscheidungen vorbereiten und welche Gedanken auf diesem Weg sie sich gemacht haben.